ACTA: Angriff auf das freie Internet - und die Nahrung

Sonntag, den 05. Februar 2012 um 18:21 Uhr

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ACTAGerade hat man in den USA die Verabschiedung des SOPA-Gesetzes vorübergehend verhindern können, da erfolgt unter dem Namen ACTA (Anti-Counterfeiting Trade Agreement) der nächste Streich gegen das freie Internet. In Polen Demonstrieren bereits Zehntausende Menschen gegen das Abkommen und auch in Europa mehren sich die Stimmen gegen das Copyright-Abkommen, das vor allem dem Schutz gegen Raubkopien dienen soll und von 27 EU-Ländern und 12 weiteren Staaten ratifiziert werden soll - darunter auch die USA.


Totale Kontrolle der Internet-Nutzer

Wichtigste Änderung durch ACTA wäre, dass Internet-Provider für ihre Nutzer haften würden. Dadurch würden sie gezwungen sein, ihre Kunden auszuspionieren und massive Kontroll- und Überwachungsstrukturen einzuführen, wenn sie nicht selbst gerichtlich belangt werden wollen. Stellen sie bei ihren Nutzern Missbrauch fest, müssten sie diese sperren um sich selbst zu schützen. So könnten Menschen für das Teilen von Zeitungsartikeln oder das Hochladen eines Videos von einer Party, auf der urheberrechtlich geschützte Musik gespielt wird schlimmstenfalls ihren Zugang zum Internet verlieren.

Aber auch anderes Urheberrecht schützt der Vertrag - etwa Patente auf Saatgut und Medikamente und könnte. So könnte ACTA auch zum Verbot lebensrettender generischer Medikamente führen und Bauern den Zugang zu Saatgut verwehren.



Keine Beteiligung der Öffentlichkeit - dafür die der Konzerne

Das Abkommen wurde jahrelang in nicht-öffentlichen Prozessen durch einen nicht gewählten ACTA-Ausschuss und in enger Zusammenarbeit mit Konzern-Lobbyisten erarbeitet.

Das Abkommen verpflichtet die Politik auch in Zukunft, in Urheberrechtsfragen eng mit privaten Konzernen zusammenzuarbeiten. "ACTA könnte Konzernen erlauben, das Internet zu zensieren", warnt daher Avaaz in einer aktuellen Kampagne gegen ACTA. Denn das Abkommen würde es dem ungewählten ACTA-Ausschuss erlauben, seine Regeln ohne demokratische Kontrolle nach den Wünschen der Industrie "anzupassen".

Das passt auch einigen Politkern nicht: Kader Arif, Berichterstatter im Handelsausschuss des Europäischen Parlaments - und daher zuständig für ACTA - hat sein Amt aus Gewissensgründen niedergelegt. In seiner Begründung heißt es:

"Ich möchte den gesamten Vorgang, der zur Unterzeichnung dieses Abkommens geführt hat, auf das Schärfste anprangern: Keine Einbindung einer Nicht-Regierungs-Organisation; mangelnde Transparenz von Anbeginn der Verhandlungen an; wiederholte Verschiebungen der Unterzeichnung des Abkommens, ohne dass je eine Erklärung dafür abgegeben wurde; das Ignorieren der Forderungen des Europäischen Parlaments trotz mehrerer Beschlüsse unserer Versammlung.[...] Als Berichterstatter dieses Textes habe ich noch nie solche Manöver des rechten Flügels dieses Parlamentes beobachtet: Mit einem beschleunigten Vorgang wurde das Abkommen verabschiedet, bevor die Öffentlichkeit alarmiert werden konnte. Dadurch wurde dem Europäischen Parlament das Recht genommen, seine Meinung auszudrücken und, die berechtigten Forderungen der Bürger und Bürgerinnen als Argument vorzubringen.[...] Jeder weiß, dass ACTA Probleme mit sich bringt: [ACTA] wirkt sich auf die Freiheit der Zivilgesellschaft aus, auf die Verantwortlichkeit von Internet- Anbietern, auf die Herstellung von generischen Medikamenten (Generika) und auf den Schutz unserer geografischen Daten. [...] Dieses Abkommen kann schwerwiegende Konsequenzen für das Leben der Bürgerinnen und Bürger haben und trotzdem wird alles unternommen, um das Mitspracherecht des Parlaments zu unterwandern. Heute wünsche ich daher ein Zeichen zu setzen und alarmiere hiermit die Öffentlichkeit über diese inakzeptable Situation. Ich werde nicht an dieser Maskerade teilnehmen."


Was ist falsch an ACTA?


Hier ein paar problematische Fakten zu ACTA


Mangel an demokratischer Mitsprache


Gefahren für die Meinungsfreiheit


Gefahren für den Datenschutz


Am 11. Februar sind in Deutschland Proteste gegen ACTA geplant


Quelle: sein.de