Menschengemachter Klimawandel als Resultat kultureller und gesellschaftlicher Missverständnisse
"Um uns wirklich mit der natürlichen Welt in Einklang zu bringen, müssen wir die Menschheit wieder als Teil davon betrachten."
Ja, Klima Wandel ist in aller Munde, aber niemand fragt nach den tieferen Ursachen. Klimawandel ist die Rechnung die uns nun präsentiert wird für das jahrhundertelange Fehlverhalten der Natur gegenüber. Es ist ein Resultat einer Denk- und Handlungsweise die irrtümlich davon ausgeht, dass die Erde und die Umwelt ein Ding ist, das man benutzen kann ohne auf Rückkoppelungseffekte zu achten.
Tatsächlich ist der Mensch nicht getrennt von seinem Umfeld und das eine Leben fliesst durch alles. Indigene Völker wie die Indianer haben das schon früh erkannt und bezeichneten sich als Hüter der Erde, sie sagten nicht das Land gehört uns, sondern wir gehören zum Land.
Ganz anders ist es jedoch in unserer christlich geprägten Zivilisation. Denn es wurde eine Spaltung von Geist und Materie erzeugt, diese Trennung rechtfertigt die Ausbeutung anderer Lebewesen bis hin zur Zerstörung des Lebenssystems Erde.
Von Transport und Wohnen über Nahrungsmittelproduktion bis hin zu Mode treibt unsere Zivilisation das Klima und den ökologischen Zusammenbruch voran.
Es ist kein Zufall, dass fast jeder einzelne Wirtschaftszweig zum Niedergang des Planeten beiträgt. Ein tieferes Problem liegt jedem einzelnen Teil des Unbehagens zugrunde, das die Ökosysteme des Planeten umgibt - und seine Ursprünge reichen weit vor der industriellen Revolution zurück. Um uns wirklich mit der natürlichen Welt in Einklang zu bringen, müssen wir die Menschheit wieder als Teil davon betrachten.
Obwohl es sich um eine abwechslungsreiche und komplexe Geschichte handelt, lässt sich die weit verbreitete Trennung des Menschen von der Natur in der westlichen Kultur auf einige wichtige historische Entwicklungen zurückführen, beginnend mit dem Aufstieg der jüdisch-christlichen Werte vor 2000 Jahren. Vor diesem Zeitpunkt dominierten Glaubenssysteme mit mehreren Göttern und Erdgeistern, wie das Heidentum. Sie betrachteten im Allgemeinen das Heilige, das in der Natur zu finden ist, und die Menschheit als vollkommen darin eingebunden.
Als das Judentum und das Christentum zur dominierenden religiösen Kraft in der westlichen Gesellschaft aufstiegen, wurden ihr einziger Gott - ebenso wie Heiligkeit und Erlösung - außerhalb der Natur neu positioniert. Das Alte Testament lehrte, dass Gott Menschen nach seinem eigenen Bild machte und ihnen die Herrschaft über die Erde gab.
Leider hat die christliche Kirche einen jahrhundertelangen negativen Einfluss, mit ihrem Wahrzeichen des gekreuzigten Jesus als Vorbild zum Leiden beigetragen.
Die Erlösung und das Feiern im Hier und Jetzt und die Zwischen Menschliche Liebe und Respekt wurden auf den St. Nimmerleinstag verschoben und dadurch ausradiert.
Vor allem die Lebensfeindlichkeit der menschlichen Grundkraft Sexualität und die Idee der Erbsünde (Grundidee: Der Mensch ist schlecht) hat das Leben schwerverkrüppelt. Eine lebensfeindliche Kultur ist entstanden.
Es ist tragisch, dass gerade die geschädigten Mitglieder dieser Gesellschaft das nicht erkennen können, da es zum allgemeinen "Kulturlima" gehört, und nur Menschen die in anderen Kulturen lebten eine weitere Perspektive haben, es erblicken können.
Wie die Historikerin Lynn White bekanntermaßen argumentierte, legten diese Werte den Grundstein für den modernen Anthropozentrismus, ein Glaubenssystem, das den Menschen als von der nichtmenschlichen Welt getrennt und überlegen ansieht. Tatsächlich neigen diejenigen, die buchstäblich an die Bibel glauben, dazu, signifikant mehr Bedenken darüber auszudrücken, wie sich Umweltzerstörung auf Menschen auswirkt als auf Tiere.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hat der französische Vater der modernen Philosophie, René Descartes, die Welt als im Wesentlichen gespalten zwischen dem Bereich des Geistes und dem der trägen Materie dargestellt. Als die einzigen vernünftigen Wesen betrachtete Descartes den Menschen als völlig von der Natur und nichtmenschlichen Tieren getrennt und überlegen, die als bloße gedankenlose Maschinen galten, die nach Belieben gemeistert und ausgebeutet wurden. Descartes 'Arbeit prägte maßgeblich die modernen Vorstellungen von Wissenschaft und der Identität von Mensch und Tier in der westlichen Gesellschaft.
Diese Einstellungen selbst sind es, die die Umweltkrisen der Welt verursachen. Wenn wir zum Beispiel von „natürlichen Ressourcen“ und „Fischbeständen“ sprechen, schlagen wir vor, dass der Stoff der Erde keinen Wert außer dem hat, was er uns bietet. Das führt dazu, dass wir es rücksichtslos ausnutzen.
Der Gegensatz zwischen Vernunft und Natur auch die legitimiert die Unterwerfung sozialer Gruppen, die eng mit der Natur verbunden wurden - Frauen, die Arbeiterklasse, die Kolonisierten und die Indigenen unter ihnen.
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Aus Erich Fromm (Haben oder Sein):
Der Kapitalismus des 18. Jahrhunderts machte schrittweise einen radikalen Wandel durch: Das wirtschaftliche Verhalten wurde von der Ethik und den menschlichen Werten abgetrennt. Der Wirtschaftsmechanismus wurde als autonomes Ganzes angesehen, das unabhängig von den menschlichen Bedürfnissen und den menschlichen Willen ist – ein System, das sich aus eigener Kraft und nach eigenen Gesetzen in Gang hält. Das Elend der Arbeiter sowie derRuin einer stetig zunehmenden Zahl kleinerer Unternehmen infolge des unaufhaltsamen Wachstums der Konzerne galten als wirtschaftliche Notwendigkeit, die man vielleicht bedauern konnte,jedoch akzeptieren musste wie die Auswirkungen eines Naturgesetzes.
Die Entwicklung dieses Wirtschaftssystems wurde nicht mehr durch die Frage: Was ist gut für den Menschen? bestimmt, sondern durch die Frage: Was ist gut für das Wachstum des Systems? Die Schärfe dieses Konflikts versuchte man durch die These zu verschleiern, dass alles, was dem Wachstum des Systems (oder auch nur eines einzigen Konzerns) diene, auch das Wohl der Menschen fördere. Diese These wurde durch eine Hilfskonstruktion abgestützt, wonach genau jene menschlichen Qualitäten, die das System benötigte – Egoismus,Selbstsucht und Habgier – dem Menschen angeboren seien; sie seien somit nicht dem System, sondern der menschlichen Natur [II-278]anzulasten. Gesellschaften, in denen Egoismus, Selbstsucht und Habgier nicht existierten, wurden als „primitiv“, ihre Mitglieder als„naiv“ abqualifiziert. Man weigerte sich anzuerkennen, dass diese Charakterzüge gerade nicht natürliche Triebe sind, die zur Bildung der Industriegesellschaft führten, sondern das Produkt gesellschaftlicher Bedingungen.
Von Bedeutung ist nicht zuletzt ein weiterer Faktor: Das Verhältnis des Menschen zur Natur wurde zutiefst feindselig. Wir Menschen sind eine „Laune der Natur“, denn auf Grund unserer Existenzbedingungen sind wir Teil der Natur, doch auf Grund unserer Vernunftbegabung transzendieren wir sie. Wir haben versucht, dieses Problem unserer Existenz dadurch zu lösen, dass wir die messianische Vision der Harmonie zwischen Menschheit und Natur aufgaben, indem wir uns die Natur untertan machten und für unsere eigenen Zwecke umgestalteten, bis aus der Unterjochung der Natur mehr und mehr deren Zerstörung wurde.
Unser Eroberungsdrang und unsere Feindseligkeit haben uns blind gemacht für die Tatsache, dass die Naturschätze begrenzt sind und eines Tages zur Neige gehen können, und dass sich die Natur gegen die Raubgier der Menschen zur Wehr setzen wird. Die industrielle Gesellschaft verachtet die Natur ebenso wie alles, was nicht von Maschinen hergestellt worden ist – und alle Menschen, die keine Maschinen produzieren (die farbigen Rassen, seit neuestem mit Ausnahme der Japaner und Chinesen). Die Menschen sind heutzutage fasziniert vom Mechanischen, von der mächtigen Maschine, vom Leblosen und in zunehmendem Maß von der Zerstörung.
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Klimawandel und Umweltzerstörung als Resultat einer Zivilisation, die von oben beschriebenen Prämissen ausgeht.
Diese Grundüberzeugungen, die die Basis unserer Kultur bilden, werden als selbstvertsändlich vorausgesetzt und als wahr angenommen und stehen ausserhalb des "in Fragestellens". Die Folge sind ein "beschränktes Weltbild". Das auch nicht hinterfragt werden darf. Ein selbst gezimmertes Gefängniss.
Abweichende Meinungen werden ausgegrenzt und mit einem Stigma belegt und lächerlich gemacht.
Ein Wechsel und die Hinterfragung der grundlegender Paradigmen dieser Kultur, wenn wir als Spezies weiterleben wollen, ist also dringend vonnöten und wir befinden uns mitten darin.