Oxfam-Studie: So ungleich ist der Reichtum verteilt

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Es war zuletzt die Occupy-Bewegung, die ins kollektive Bewusstsein gerufen hat, wie ungleich der Reichtum verteilt ist. Nun liefert eine Oxfam-Studie Zahlen, die dies eindrücklich bestätigen: Ein Prozent der weltweiten Bevölkerung besitzt die Hälfte allen Reichtums. Und die 85 reichsten Menschen verfügen über so viel Geld, wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen.

Die Armen werden ärmer, die Reichen reicher

Ungleichheit ist nicht nur ein ethisches Problem, sondern betrifft viele Bereiche unseres Lebens: Die Glücksforschung hat gezeigt, dass es vor allem die Gleichheit und Gerechtigkeit in einer Bevölkerung ist, die für das Glücksniveau verantwortlich ist - unabhängig vom Niveau des Reichtums insgesamt.

Und allzu oft spiegelt die Verteilung von Reichtum auch die Verteilung der Macht wieder: Es ist heute eine relativ kleine Gruppe von Menschen, die durch ihre wirtschaftliche Macht quasi "die Welt regiert". So konnten Studien zeigen, wie groß der Einfluss reicher Konzerne wirklich ist. Auch der Einfluss durch reiche Lobbys wird immer offensichtlicher: Gesetze schreibt die reiche Elite vornehmlich für sich selbst.

Die Oxfam-Studie zitiert hier treffend den US US-Supreme-Court-Richter Louis Brandeis: "Wir können Demokratie haben, oder Reichtum konzentriert in den Händen von wenigen, aber wir können nicht beides haben."


Ungleiche Verteilung: Der Reichtum der ein Prozent

Die Daten der Oxfam-Studie lesen sich fast unglaublich:

  • Ein Prozent der Bevölkerung verfügt über fast die Hälfte des weltweiten Reichtums.
  • Der Reichtum dieser oberen ein Prozent beträgt 110 Billionen US-Dollar - 65-mal so viel, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung besitzt.
  • 85 Menschen besitzen so viel, wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammengenommen.
  • In den USA hat das obere ein Prozent seit 2009 95 Prozent der Gewinne eingefahren, während 90 Prozent der Bevölkerung gleichzeitig ärmer geworden sind.

"Diese massive Konzentration von wirtschaftlichen Ressourcen in den Händen von immer weniger Menschen stellt eine erhebliche Bedrohung für soziale politische und wirtschaftliche Systeme dar. Statt gemeinsam voran zu gehen, werden die Menschen zunehmend durch die wirtschaftliche und politische Macht getrennt, was unweigerlich zur Steigerung sozialer Spannungen führt und die Gefahr eines gesellschaftlichen Zusammenbruchs erhöht," kommentiert Oxfam die Ergebnisse.


Lösungen?

Die Lösungen, die Oxfam anbietet, bewegen sich im Rahmen von neuen Steuer- und Gesundheits-Systemen, höheren Mindestlöhnen und dem Verfolgen von Steuerhinterziehung.

Es stellt sich die Frage, ob dies reicht, oder ob sich hier nicht ganz einfach die Symptome eines Systems zeigen, das so beschaffen ist, dass es den Reichtum stets von unten nach oben umverteilt. Es braucht dann wohl etwas drastischere Reformen, als ein paar neue Paragraphen im Steuerrecht.

Vor allem aber zeigen diese Ergebnisse ein Bewusstsein, dass die Menschheit leider noch immer nicht als Gemeinschaft begreift, die gemeinsam eine Welt erschafft, sondern als einen Kampf um Geld, Macht und Ressourcen.

Dass dieses Paradigma bröckelt, hat nicht zuletzt die Occupy-Bewegung gezeigt. Der Unmut der Bevölkerung und das Bewusstsein über die Fehler des Systems und seiner Denkweise werden immer größer. Von oben sind kaum tiefgreifende Veränderungen zu erwarten, und so liegt es an den Menschen, selbst aktiv zu werden und echte Lösungen ins kollektive Gespräch zu bringen.