Ein Aufruf zur Vorsicht aus Russland - Was Putin den Amerikanern über Syrien sagen möchte

Achtung, öffnet in einem neuen Fenster. PDFDruckenE-Mail

Donnerstag, 12. September 2013 , von Freeman um 04:05
Die New York Times hat am 11. September einen Brief des russischen Präsidenten Wladimir Putin an das amerikanische Volk veröffentlicht. Der Brief trägt die Überschrift - "Ein Aufruf zur Vorsicht aus Russland - Was Putin den Amerikanern über Syrien sagen möchte". Den Text habe ich aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt:


Moskau - Die jüngsten Ereignisse rund um Syrien haben mich dazu gebracht, mich direkt an das amerikanische Volk und ihren politischen Führern zu wenden. Es ist wichtig, dies zu einem Zeitpunkt zu tun, der unzureichende Kommunikation zwischen unseren Gesellschaften
.

Die Beziehungen zwischen uns haben verschiedene Stadien durchlaufen. Wir waren Gegner während des Kalten Krieges. Aber wir waren auch einmal Verbündete und besiegten die Nazis zusammen. Die universelle internationale Organisation - die Vereinten Nationen - wurde dann gegründet, um so eine Verwüstung niemals mehr geschehen zu lassen.

Die Gründer der Vereinten Nationen verstanden, dass Entscheidungen über Krieg und Frieden sollten nur durch Konsens fallen und mit Amerikas Zustimmung wurde das Vetorecht für die ständigen Mitglieder in der Charta der Vereinten Nationen verankert. Die tiefe Weisheit dieser Entscheidung hat die Stabilität der internationalen Beziehungen seit Jahrzehnten untermauert.

Niemand will, dass die Vereinten Nationen das gleiche Schicksal wie der Völkerbund erleiden, der an einem Mangel an echter Wirkungsmöglichkeit zusammengebrochen ist. Dies kann passieren, wenn einflussreiche Länder die Vereinten Nationen umgehen und militärische Aktionen ohne Zustimmung des Sicherheitsrates unternehmen.

Der mögliche Angriff der Vereinigten Staaten gegen Syrien, trotz der starken Opposition aus vielen Ländern und den wichtigsten politischen und religiösen Führern, einschliesslich den Papst, wird zu mehr unschuldigen Opfern und zur Eskalation führen, möglicherweise den Konflikt weit über Syriens Grenzen verbreiten. Ein Angriff würde die Gewalt erhöhen und eine neue Welle des Terrorismus entfesseln. Es könnte die multilateralen Bemühungen untergraben, um das Problem des iranischen Nuklearprogramm und des israelisch-palästinensischen Konflikt zu lösen und weiter den Nahen Osten und Nordafrika destabilisieren. Es könnte das gesamte System des internationalen Recht und Ordnung aus dem Gleichgewicht werfen.

Syrien ist nicht Zeuge einer Schlacht für die Demokratie, sondern eines bewaffneten Konflikt zwischen Regierung und Opposition in einem multireligiösen Land. Es gibt nur wenige Verfechter der Demokratie in Syrien. Aber es gibt mehr als genug Al-Kaida-Kämpfer und Extremisten aller Couleur die einen Kampf gegen die Regierung führen. Das Aussenministerium der Vereinigten Staaten hat die Al Nusra Front und den Islamischen Staat des Irak und der Levante, die mit der Opposition kämpfen, als terroristische Organisationen bezeichnet. Dieser interne Konflikt, von ausländischen Waffen für die Opposition versorgt, ist einer der blutigsten der Welt.

Söldner aus arabischen Ländern die dort kämpfen, und Hunderte von Militanten aus westlichen Ländern und auch aus Russland, sind ein Problem das uns grosse Sorgen bereitet. Könnten sie nicht in unsere Länder mit der Erfahrung die sie aus Syrien erworben haben zurückkehren? Immerhin, nach dem Kampf in Libyen sind die Extremisten nach Mali gegangen. Dies bedroht uns alle.

Von Anfang an hat Russland einen friedlichen Dialog befürwortet, der den Syrern ermöglicht, einen Kompromiss-Plan für ihre Zukunft zu entwickeln. Wir schützen nicht die syrische Regierung, sondern das Völkerrecht. Wir müssen den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen dazu verwenden und glauben, dass die Erhaltung von Recht und Ordnung in der heutigen komplexen und turbulenten Welt einer der wenigen Möglichkeiten ist, um die internationalen Beziehungen vor einem Abgleiten in Chaos aufzuhalten. Gesetz ist Gesetz und wir müssen uns daran halten, ob wir es wollen oder nicht. Nach geltendem Völkerrecht ist Gewaltanwendung nur in Notwehr oder durch die Entscheidung des Sicherheitsrates zulässig. Alles andere ist unter der Charta der Vereinten Nationen nicht erlaubt und würde ein Akt der Aggression darstellen.

Niemand zweifelt daran, dass Giftgas in Syrien verwendet wurde. Aber es gibt allen Grund zu glauben, dass es nicht von der syrischen Armee verwendet wurde, sondern durch oppositionelle Kräfte, um eine Intervention von ihren mächtigen ausländischen Gönnern zu provozieren, die an der Seite der Fundamentalisten stehen. Berichte, dass Militante einen weiteren Angriff vorbereiten - diesmal gegen Israel – dürfen nicht ignoriert werden.

Es ist alarmierend, dass eine militärische Intervention in innere Konflikte im Ausland alltäglich für die Vereinigten Staaten geworden ist. Ist das im langfristigen Interesse Amerikas? Ich bezweifle es. Millionen auf der ganzen Welt sehen Amerika zunehmend nicht als ein Modell der Demokratie, sondern als jemand der sich nur auf brutale Gewalt verlässt und Koalitionen zusammenschustert unter dem Motto "Du bist entweder für uns oder gegen uns."

Aber Gewalt hat sich als unwirksam und sinnlos erwiesen. Afghanistan ist im Elend und niemand kann sagen was passieren wird, nach dem die internationalen Truppen sich zurückzuziehen. Libyen ist in Stämme und Clans aufgeteilt. Im Irak geht der Bürgerkrieg weiter, mit Dutzenden die jeden Tag getötet werden. In den Vereinigten Staaten ziehen viele die Analogie zwischen dem Irak und Syrien, und fragen, warum ihre Regierung die Fehler der Vergangenheit wiederholen will.

Egal wie gezielt die Attacken oder wie hochmodern die Waffen sind, zivile Opfer sind unvermeidlich, darunter ältere Menschen und Kinder, obwohl der Angriff sie eigentlich schützen soll.

Die Welt reagiert indem gefragt wird: Wenn man nicht mehr auf das Völkerrecht zählen kann, dann muss man andere Wege finden, um seine Sicherheit zu gewährleisten. So werden eine wachsende Zahl an Ländern versuchen Massenvernichtungswaffen zu erwerben. Dies ist logisch: Wenn man die Bombe hat dann wird man nicht angegriffen. Wir reden über die Notwendigkeit die Nichtverbreitung zu stärken, wenn in Wirklichkeit diese erodiert wird.

Wir müssen mit der Sprache der Gewalt aufhören und zurück zum Weg der zivilisierten diplomatischen und politischen Vereinbarungen kommen.

Eine neue Chance um eine militärische Interventionen zu vermeiden hat sich in den letzten Tagen aufgetan. Die Vereinigten Staaten, Russland und alle Mitglieder der internationalen Gemeinschaft müssen die Bereitschaft der syrischen Regierung anerkennen, sein chemisches Arsenal unter internationaler Kontrolle zu stellen für die anschliessende Zerstörung, und diese Chance nutzen. Nach den Äusserungen von Präsident Obama sieht die USA dies als eine Alternative zu einer militärischen Aktion.

Ich begrüsse das Interesse des Präsidenten an einer Fortsetzung des Dialogs mit Russland über Syrien. Wir müssen zusammenarbeiten, um diese Hoffnung am Leben zu erhalten, wie wir am G8-Treffen in Lough Erne in Nordirland im Juni vereinbart haben und sollten die Diskussion wieder in Richtung Verhandlungen lenken.

Wenn wir Gewalt gegen Syrien vermeiden, wird das die Atmosphäre in den internationalen Beziehungen verbessern und das gegenseitige Vertrauen stärken. Es wird unser gemeinsamer Erfolg sein und die Tür für die Zusammenarbeit auf andere wichtige Themen öffnen.

Meine Arbeit mit und persönliche Beziehung zu Präsident Obama ist durch ein wachsendes Vertrauen geprägt. Ich schätze dies. Ich habe sorgfältig seine Rede an die Nation am Dienstag studiert. Und ich würde dem widersprechen was den amerikanischen Sonderweg betrifft, der besagt, dass die Grundsätze der Vereinigten Staaten es sind, was Amerika besonders macht. Es ist sehr gefährlich die Menschen zu animieren sich selber als etwas besonderes anzusehen, was auch immer die Motivation dazu ist. Es gibt grosse und kleine Länder, arme und reiche, solche mit langer demokratischer Tradition und diejenigen, die noch ihren Weg zur Demokratie finden. Ihre Politik unterscheidet sich auch. Wir sind alle verschieden, aber wenn wir um die Segnungen des Herrn bitten, dürfen wir nicht vergessen, dass Gott uns alle gleich erschaffen hat.

Deutsche Übersetzung von Freeman - Alles Schall und Rauch

--------------------------------------------

Die Aussagen im Brief sprechen für sich. Es gibt aber eine die ich bemerkenswert und gleichzeitig sehr besorgniserregend finde:

"Berichte, dass Militante einen weiteren Angriff vorbereiten - diesmal gegen Israel – dürfen nicht ignoriert werden."

Aus dem Mund des russischen Präsidenten muss das alle Alarmglocken leuten lassen, denn er muss ja gesicherte Informationen darüber haben, um das öffentlich zu sagen. Ist ganz klar ein Warnung an die welche diesen False Flag vorhaben, damit es eben nicht passiert. Putins Schuss vor den Bug. Aber Obama wird bald wieder auf dem Kriegspfad sein, sobald die nächste False Flag Operation vorbereitet ist.

Hier weiterlesen: Alles Schall und Rauch: Wladimir Putins offener Brief an die Amerikaner http://alles-schallundrauch.blogspot.com/2013/09/wladimir-putins-offener-brief-die.html#ixzz2egg2IP1c