Faul zur Weisheit

Dienstag, den 25. Oktober 2011 um 16:06 Uhr

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"Nichts tun ist besser, als mit viel Mühe nichts zu schaffen" - Laotse hatte Recht


Ein Historiker wirbt für das Nichtstun

Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, sagt die Bibel. Müßiggang ist aller Laster Anfang, sagt das Sprichwort. Es gibt kein Recht auf Faulheit, sagt Kanzler Gerhard Schröder. Mahnende Worte für ein arbeitsames Volk, dem Müßiggang verdächtig ist.

Da ist es schon eine kleine Provokation, wenn der Autor Wolfgang Schneider ein fleißiges Loblied aufs Faulsein anstimmt. Mit seiner „Enzyklopädie der Faulheit“ belegt der Historiker, dass Nichtstun in allen Epochen seine Fürsprecher hatte und als Quelle von Inspiration, Sinn und Glück gewürdigt wurde. Schneider gräbt die ehrenwerte Tradition des Müßiggangs wieder aus, die vom Tatendrang der arbeitenden Gesellschaft untergepflügt wurde.

Im antiken Griechenland zum Beispiel beschrieb Sokrates die Muße als „Schwester der Freiheit“. Aristoteles stellte fest: „Arbeit und Tugend schließen einander aus“ (weswegen die lästige Arbeit Sklaven, Frauen und Ausländern übertragen wurde). Vorbildlich lebte der griechische Held Diogenes, der angeblich in einem Fass dem reinen Müßiggang nachging. Als Alexander der Große ihn voller Mitleid nach seinen Wünschen fragte, soll Diogenes nur gesagt haben: „Geh mir aus der Sonne.“ Schneiders Erkenntnis: „Durch die griechische und römische Antike hindurch bis weit ins christliche Mittelalter hinein war die Faulheit kein Makel, sondern ein Privileg“, ein Lebensideal, bei dem die Arbeit nur im Wege stand.

Bis Luther kam. Und eine Entwicklung beförderte, die uns verrückt nach Arbeit macht. Das Leben wurde zur heiligen Pflicht, Müßiggang zur Sünde. Arbeit stieg in den folgenden Jahrhunderten zur zentralen Größe auf, im Kapitalismus wie im Sozialismus........... bis zum Rattenrennen mit folgendem Burnout heute.


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