10.März

Drucken

Die Zukunft gehört der Telepathie-Technologie


Schon jetzt kommt man der technologischen Entwicklung kaum noch hinterher. Gerade erst hat das Kino die zweite Dimension hinter sich gelassen und unsere Telefone können heute mehr, als vor 20 Jahren noch die großen Computer. Aber all das wird schon bald aussehen wie Steinzeit-Technologie: Die Zukunft gehört der "Telepathie" - das sagt zumindest Dave Evans von den Cisco Labs. Die Zukunft gehört Daten, die wir direkt in unser Gehirn laden.

"Wenn ich ihre Gedanken lesen und sie in Datenpakte übersetzen und versenden kann, dann kann ich sie auch in den Geist eines anderen implantieren. Wenn wir mehr und mehr verstehen, wie das Gehirn funktioniert und wir direkt daraus lesen und in es schreiben können, dann haben wir eine Welt, in der wir in einer völlig neuen Weise kommunizieren. Wir wären in der Lage, Informationen direkt aus dem Netz herunterzuladen", sagte er jüngst in einem Interview mit DNA India.



Das Gehirn verstehen.

Was klingt wie drogeninduzierte Wahnvorstellungen, soll laut Evans schon in 10-20 Jahren Realität sein. Tatsächlich sind wir schon viel näher an dieser Vision, als man denken mag. Schon jetzt können Forscher visuelle Vorstellungen und Gedanken auf Video aufzeichnen und erkennen, welches Wort eine Versuchsperson denkt. Die Forschung macht derzeit Riesenschritte in ihren Bemühungen zu verstehen, wie das Gehirn innerlich Erlebtes repräsentiert. Eine detailreiche Landkarte unseres Gehirns nimmt langsam Formen an, und wenn die grundlegenden Strukturen erst verstanden sind, wird die Entwicklung vermutlich noch schneller verlaufen, als bei den Computern - denn diesmal stehen uns diese zur Seite und übernehmen schon jetzt einen Großteil der Forschungsarbeit.

"Die technologische Entwicklung in den nächsten 20 Jahren wird wie eine Lawine sein", prophezeit Evans.

Telepathie-Technologie

Die Erforschung der telepathischen Technologie ist im vollen Gange. "Das wird in den nächsten 20 Jahren einschlagen und kann sehr destruktiv sein. Entweder Du reitest diese Entwicklung oder wirst darunter zerquetscht", warnt Evans die Entwicklungsabteilungen von Unternehmen.

Evans ist sich sicher: Mit der Entwicklung von Maschine-Gehirn-Schnittstellen werden Gehirne bald in der Lage sein direkt miteinander zu kommunizieren - ohne Umweg über die Sinnesorgane. Das erfordert allerdings eine erhebliche Rechenleistung, die uns bisher noch nicht zur Verfügung steht. Dass dem bald so sein wird, steht für Evans fest: "2050 wird ein 1000$-Computer die gleiche Rechenleistung haben, wie alle Menschen auf der Erde zusammengenommen."

Noch vor der Telepathie wird jedoch die "Erweiterte Realität" kommen, eine Entwicklung, die schon jetzt in vollem Gange ist. In diesem Schritt werden Technik und Mensch, Realität und Virtualität näher zusammenrücken und schließlich verschmelzen. Brillen, Kontaktlinsen und neuartige Geräte werden unsere Wahrnehmung mit digitalen Bildern und Informationen überlagern - erstmals dringt die Technologie damit in unsere Alltags-Wahrnehmung ein und wird zum integralen Bestandteil der Realität. Noch ist die Technik nicht so weit, aber Evans meint auch hier, die Entwicklung voraussagen zu können:

"Das Geheimnis ist, die Natürlichkeit der [ER-]Erfahrung deutlich zu verbessern und sie nahtlos in die Realität einzubinden. In zehn Jahren haben wir definitiv Brillen mit Erweiterter Realität", so versichert er.

Irgendwann ist dann auch mal gut, oder?

Wollen wir das? So manche/r wird angesichts solcher Prophezeiungen sicherlich den Wunsch verspüren, in eine entlegene Almhütte oder auf eine küstenferne Insel umzuziehen - zu gruselig ist die Vorstellung, dass die Kinder unserer Kinder mit in das Hirn implantierter Unterhaltungselektronik aufwachsen werden. Aber wie jede Technik wird auch diese sicherlich nicht nur Schattenseiten haben. Die Risiken sind jedoch so offenkundig, dass es einem schon mulmig werden kann. Es bleibt abzuwarten, wohin die Entwicklung noch führen wird - und man muss definitiv nicht jeden Quatsch mitmachen.


aus: sein.de