Warum wir von Natur aus kooperieren

Drucken

Dies ist der Titel eines Buches des Freiburger Neurologen Joachim Bauer.

 Ein sehr bemerkenswertes Buch.

Bauer nimmt Bezug auf zwei Bücher des 19. Jahrhunderts, die sehr nachhaltig zum Teil bis heute unser Denken und Handeln bestimmen. Es sind „das Kapital“ von Karl Marx und die

Bücher von Charles Darwin in denen er den Kampf der Arten und die natürliche Auslese in seiner Evolutionslehre beschreibt.

Beide Bücher haben in der Folge zu gesellschaftlichen Experimenten geführt, die zum Teil verheerende Folgen hatten. Bauer beschreibt sehr detailliert, wie bereits vor 1933 das Ausleseprinzip und das „Recht des Stärkeren“ weite Teile der Wissenschaft infiltriert hatten und Hitler bereits ein bestelltes Feld vorfand, als er 1933 an die Macht kam. Dieses Denken kam aber nicht 1945 zum Stillstand sondern findet sich bis heute in sehr vielen, vielleicht sogar den meisten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen: Das Auslese- und Leistungsprinzip in der Schule, das egoistische Profitdenken in der Wirtschaft oder im Leistungssport.

Dem gegenüber stellt er die neusten wissenschaftlichen Ergebnisse aus der Hirnforschung und der Genetik. Das Gehirn kennt Motivationssysteme, die Menschen mit „Glückshormonen“ belohnen, wenn es in der zwischenmenschlichen Interaktion zu Kommunikation, Zusammenarbeit und emotionaler Zuneigung kommt. Das Gehirn ist schlechthin für diese gemeinschaftliche Art der Zusammenarbeit biologisch ausgerichtet. Aus dieser Sciht gibt es kein ein egoistisches Gen, das sich einseitig und ohne Rücksicht auf  Kosten Anderer durchsetzt. Auch ist es falsch zu glauben, dass eine geerbte genetische Struktur zeitlebens schicksalshaft und unveränderlich ist. Die Pubertät und die Psychotherapie sind zum Beispiel in der Lage genetische Veranlagungen nachhaltig zu beeinflussen und zu löschen. Auch sind die Gene keine isolierten Partikel. Sie stehen in sehr aktivem Kontakt mit der Umwelt und sind ständig interaktiv mit ihrer Umgebung verbunden

Das Buch von Bauer ist ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit, Emotionalität und Konsensdenken, das er wissenschaftlich auf der Basis der neurologischen und genetischen Forschungen herleitet.

Am Ende des Buches setzt sich Bauer nachdrücklich für eine bessere Erziehung der Kinder und Jugendlichen ein. Er warnt vor den Folgen von gewaltverherrlichenden Killerspielen. Das Gehirn kann nicht zwischen Fiktion und Realität unterscheiden. Diese Gewaltspiele können im Gehirn von Jugendlichen ein sog. "neurologisches Skript" hinterlassen mit gefährlichen Resultaten (siehe Erfurt, Winnenden etc.)