Sterben, um zu leben

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Gabriele Rudolph·Sonntag, 1. Juli 2018

Viele haben die Vorstellung, dass Leben, Glücklichsein ebenso wie Erwachen ein Prozess stetigen Bekommens oder Erreichens dessen ist, was wir uns wünschen, ähnlich dem Erklimmen einer Leiter.

Manchmal erscheint es tatsächlich so, nicht wahr? Manchmal aber auch nicht.

Tatsächlich hat für mich Glücklich-, Ich-selbst-sein, lieben, wirklich leben ebenso wie Erwachen auch und vor allem etwas mit der Bereitschaft zu tun, immer wieder alles hin-, ja, aufzugeben und damit mit Sterben.

Altes, Erworbenes, Vorstellungen, ja, Werte sterben, um dem Echten, Natürlichen, der Wirklichkeit, Wahrheit und (Selbst)Liebe ihren angestammten Platz zurückzugeben.

Tatsächlich beginnt das Sterben mit der Geburt. Denn der Körper und alles, was wir an Vorstellungen, Ansprüchen, Besitz oder Wissen ansammeln, stirbt jeden Moment unseres Lebens - bis nichts mehr übrig bleibt - nichts als Das, was gerade ist.

Der Fluss kehrt - immer wieder - ins Meer zurück.

Das ist wie ein Ausruhen, wie Balsam für eine verwundete Seele oder wohltuender Schlaf nach einem arbeitsreichen Tag. Allerdings wird Sterben nicht immer nur als angenehm empfunden, auch und vor allem weil wir dabei versuchen, Altvertrautes oder Vorstellungen festzuhalten, weil Kampf und/oder Angst erscheint - vor dem Leben, unserer eigenen Lebendigkeit, dem Ausgeliefertsein, der Liebe, dem Nichts, dem Tod.

Festhalten, ebenso wie Angst, Schmerz, Haben - oder Nichthabenwollen ebenso wie Hilflosigkeit, sind Energien, die gegen Das kämpfen, was wirklich ist. Diese können - zärtlich, aufmerksam und wohlwollend - bis in ihre tiefsten Wurzeln gefühlt, erfahren und wahrgenommen werden.

Immer und immer wieder.

Sie sind also kein Problem sondern, wie alles, was in und um uns erscheint, Einladungen nach Hause, in die Stille, ganz direkte Tore in die Auflösung von allem Erworbenen, und damit in die Freiheit.

Sei also herzlich eingeladen, alles zu fühlen, zu sein und zu erfahren, was in dir erscheint, um Das zu entdecken, was hinter allem steht, ja, was alles IST, was du immer schon warst und auch - jetzt gerade, während du diese Zeilen liest - bist: Bedingungslose Liebe, tiefe Stille, grenzenlose Freiheit, Nichts und Alles zugleich.

Das ist das Ende der Suche.

Bis zum nächsten Mal :)

Denn Befreiung ist tägliche Arbeit - bis zum letzten Atemzug. Auch wenn wir es manchmal gerne anders hätten.

(aus: “Das innere Kind und die Stille” von Gabriele Rudolph, mehr dazu unter http://www.einfachnursein.de)