Verantwortung einfordern

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Wir werden die Verantwortung einfordern

Auf die gängige Praxis der Politik und der Finanzwirtschaft Verantwortung nur zu suggerieren, sie schlussendlich aber nicht zu tragen wenn es brenzlig wird, kann es nur eine Antwort geben: Wir müssen Verantwortung auch dort einfordern, wo man sie uns nur vorheuchelt. Oder sie gleich selbst übernehmen.

 

Verantwortung lebt von Verantwortungsbewusstsein. Nur wer sich bewusst ist, für was er da die Verantwortung übernehmen soll, kann wirklich Verantwortung tragen. Die Politik respektive die Volksvertreter  und aktuell die Finanzwirtschaft und ihre Akteure sind durchdrungen von Irrtümern, was verantwortbar ist und was nicht. Das wirklich Tragische dabei ist, dass wir annehmen, sie wüssten es. Dabei wissen wir es selbst noch nicht einmal genau.

Zu wissen, was verantwortbar ist, ist aber die Grundvoraussetzung, wenn wir Verantwortung delegieren, weitergeben. Wir delegieren Verantwortung, wenn wir nach dem Staat rufen, er möge uns versorgen und beschützen, egal welch ein Sturm da draußen tobt.

Mit der Wahl von Volksvertretern denen wir Verantwortungskompetenz zubilligen, ohne zu prüfen, ob sie Verantwortungsbewusstsein entwickelt haben, werfen wir die Verantwortung auf Umwegen wieder nur auf uns selbst zurück.

Beispiel eins: Das Bankentribunal

Genau das gleiche Dilemma lässt sich herauslesen, wenn es um die Ursubstanz unserer derzeitigen Wertegesellschaft geht, um das Geld. Nicht nur ,dass wir Geld einen Wert beimessen, den es nicht hat. Wir überlassen genau denjenigen, die einen großen Anteil Verantwortung an der Finanzkrise haben, weit mehr als die Verfügungsgewalt über unser Geld und realisieren es noch nicht.

Das von Attac organisierte Bankentribunal, das vom 9. bis 11. April in der Berliner Volksbühne tagte, sollte die Ursachen der Finanzkrise aufklären und die Verantwortlichen benennen. Angeklagt hatte Attac die derzeitige Bundesregierung unter Angela Merkel (CDU) und die beiden Vorgängerinnen unter Gerhard Schröder und Peer Steinbrück (beide SPD). Auch Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann und der frühere Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer wurden angeklagt. Attac warf ihnen "Aushöhlung der Demokratie und Vorbereitung der Krise" vor, "Zerstörung der ökonomischen Lebensgrundlagen in Nord und Süd", sowie "Verschärfung der Krise".
Keiner der vorgeladenen Angeklagten hatte den Mut zu erscheinen oder sich vertreten zu lassen. Wahrscheinlich hatten sie die Anklageschrift gelesen und nur herzlich gelacht.  Kein Wunder, denn als die Jury des Bankentribunals am Sonntag das Urteil sprach, herrschte  eher Ratlosigkeit unter den Richtern und den Zuschauern. Es gab keine Watschen, nur hoffnungsfrohe Empfehlungen zur Reform der Finanz- und Sozialpolitik.
Dabei wäre das Bankentribunal eine große Chance gewesen, die Gesellschaft auf nicht weniger als eine Krise der Demokratie und auf einen noch dreisteren Betrug des derzeitigen Geldsystems aufmerksam zu machen: die Geld- schöpfung privater Banken.
Selbst der SPIEGEL bemerkte in seiner Analyse zum Bankentribunal, ...“die Globalisierungskritiker haben die große Chance vertan, die Diskussion in die Mitte der Gesellschaft zu verlagern”....”Wie lässt sich zum Beispiel erklären, dass Banken durch Kredite untereinander den Geldkreislauf fast beliebig ausweiten können - eine Domäne, die eigentlich allein den Notenbanken zustehen sollte?”... so der SPIEGEL.

 

Wäre in diesem Zusammenhang ebenfalls darüber aufgeklärt worden, wozu Bankenfusionen noch taugen, würde die Bankenwelt weiter enttarnt und noch deutlicher wanken. Klar fragt man sich, wenn eine Bank wie z.B. die Commerzbank die Dresdner oder die Deutsche Bank die Postbank schluckt: Wie groß dürfen diese Banken im Verhältnis zur Wirtschaftskraft unseres Landes sein, damit sie nicht zu groß sind, um sie untergehen zu lassen? Bei einer Bilanzsumme der Commerzbank von 840 Mrd. Euro und der Deutschen Bank von 1501 Mrd. Euro für das Jahr 2009 (Deutscher Staatshaushalt 320 Mrd. Euro, BIP von 2404 Mrd. Euro in 2009) dürfte deren Kalkül wohl sein, dass wir sie in Zukunft um jeden Preis retten werden. Neben der zunehmenden Erpressbarkeit des Staates gibt es noch einen weiteren Grund für Banken sich zusammenzuschliessen. Bei  Bankenfusionen vereinen sich bisher getrennte Giralgeldsysteme (Girokontensysteme) der Einzelbanken zu einem größeren Zahlungsraum. Oder anders ausgedrückt, je größer das bargeldlose Zahlungssystem einer Bank, desto umfangreicher arbeitet die Bank mit Geld, das sie real nicht besitzt. Denn nur wenn eine Buchung in einen fremden Zahlungsraum hinein erfolgt oder bei einer Auszahlung z.B. am Geldautomaten, fließt Geld ab und zwingt die Bank dazu, Differenzen durch Abgleich mit anderen Banken oder Aufnahme von kurzfristigem Notenbankgeld auszugleichen. Nach der Komplettübernahme der Postbank mit 14,5 Mio. Kunden würde die Deutsche Bank mit  9,7 Mio. Kunden in Deutschland (ihr gehört auch die Berliner Bank und die Noris Bank) über ein Giralgeldsystem verfügen, das sich aus 24,2 Millionen Bankkonten speist.

 

 

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